Kapitel 28


2004-7-6

"Eihheeh, wass hapen wirr ten hirr?"

"Issess einn Menschlein? Isst ess nock warrm?"

"Uhhiee, seht nurr, ess hat sick beweght! Ess isst wack! Ess hat tie Äuklein auff, seht nurr, ess lept!"

Luci liegt auf dem Schnee. Ihr Körper ist ganz taub vor Kälte. Direkt vor ihrem Gesicht sieht sie drei Gestalten, die neugierig auf sie herabblicken. Kaum dreißig Zentimeter große Wichte, dünne Körper, bedeckt mit zottigem Fell. Die Gesichter haben starke Ähnlichkeit mit Ottern oder Wieseln, mit scharfen Reißzähnen in ihren kleinen Mäulern. Die Barthaare hüpfen aufgeregt bei jedem Wort. Große, flache Füße lassen die drei auf der Schneedecke stehen, ohne einzusinken. In ihren kleinen Pfoten halten sie Waffen, die langen Speeren oder Lanzen gleichen, und gestikulieren bei jedem Wort damit in Lucis Richtung. Die scharfen Spitzen aus Knochen oder ähnlichen Material hüpfen gefährlich nahe vor ihrem Gesicht auf und ab.

"Wass macken wirr nurr mit ess?"

"Wirr dürrf´n ess nickt esss´n. Ess lept nock."

"Wirr könn´n warrt´n biss ess kalt isst. Dann dürrf´n wirr ess fürr unss behalt´n."

"Ab´rr wirr hap´n ess gefund´n, unt ess isst nock nickt kalt. Wirr müss´n dass Horrn blas´n."

"Ick ssake, wirr warrt´n."

"Wirr könn´n ess gleick kalt mack´n. Dann müss´n wirr nickt warrt´n."

"Wirr müss´n dass Horrn blas´n."

Hinter den dreien, in geringer Entfernung, drei Wesen auf vier Beinen. Eine Mischung, irgendwo zwischen Wolf und Miniaturpferd. Der Körperbau gleicht eher einem dünnen Pferd, während Körpergröße und Behaarung vom Wolf stammt. Die Kopfform gleicht dem eines Pferdes, mit Augen und Ohren vom Wolf. Am auffälligsten ist jedoch das mit einem scharfen Raubtiergebiß versehene Maul. Die Reittiere halten die Köpfe tief gesenkt, die Witterung prüfend. Die großen, gelben Augen beobachten Luci beständig mit einem hungrigen Blick.

"Ess warr ein Unnfall, tie Wölfe hap´n ess ankesprrunk´n. Keinn´rr wirrd wass merrk´n!"

Immer wieder stochern die Spitzen der Lanzen nach ihrem Körper. An einer glitzert etwas Blut. Die Reittiere schnuppern aufgeregt die Luft. Luci versucht alle ihr verbliebene Kraft zu sammeln, um sich zu erheben.

"Ohh, ess versuckt zu entkomm´n. Uhhie, auff terr Fluckt errschlaken, isst dass keine Möklickeit, isst tass keine?"

"Druhn..., Prinz Dru..." erschöpft sinkt Luci wieder dem Schnee entgegen. Entfernt nimmt sie noch wahr, wie sie drei Augenpaare erstaunt mustern. Zuletzt hört sie einen dünnen Ton über die Ebene schallen, wie ein Jagdhorn. Dann umgibt sie nur noch Schwärze, rhythmisch durchzuckt von grellen roten Blitzen.

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Martin Spernau
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