Kpitel 12


2004-7-6

Ein hoher Saal, durchflutet von sanftem Licht. Von der ewigen Sonne des späten Nachmittags erhellt. Zwischen den hohen Fenstern der Westwand, die Insignien der großen Häuser des Seelie. An der Ostwand, entlang der ganzen Länge des Saales, die Rüstungen der Paladine Lord Lysanders, Herr über den Tag, den Frühling, den Sommer. Hier stehen sie, in ewiger Wacht über ihren Herren, staubig vom langen Frieden, dreißig an der Zahl, eine prunkvoller als die andere. In der Mitte der Ostwand, auf einem niedrigen Podest, der Thron des Lords. Ein einfacher Stuhl aus dem Holz der Eichenwurzel, mit feinen Schnitzereien verziert, die fast nicht von der Maserung zu unterscheiden sind. Auf dem Stuhl ein Tuch, in der Farbe der Mohnblüte.

Hier sitzt Lord Lysander und grübelt. Das ist nichts Ungewöhnliches, und der Hof vermeidet es, ihn zu stören. Aber heute denkt Lysander über etwas außergewöhnliches nach. Etwas, das sie alle aus ihrem so gewohnten Rhythmus reißen könnte. Er und seine Gegenspielerin, Mariana von den Unseelie, herrschen über dieses kleine Zwischenreich, seit sich das Heimatland Arkadia damals von der Welt der Sterblichen gelöst hat. Von beiden Welten abgeschnitten, hatten sie, von anfänglichen Machtkriegen abgesehen, nicht viel zu erleben. Hin und wieder einen Gast bewirten, und den Zugang nach Arkadia schützen. Die Eindringlinge von der Welt der Sterblichen waren in letzter Zeit auch immer weniger eine Herausforderung. Ein Spielzeug für einige Zeit, mehr nicht. Dieses Reich zu verlassen, ist den Bewahrern strikt verboten. Und nun dies. Seine Späher berichten ihm von einem Wesen, das er nicht hoffte, je wiederzusehen Er hat geglaubt, ihre Art hätte sich als erste endgültig nach Arkadia zurückgezogen. Ein Einhorn in seinem Reich! Ohne jede Vorwarnung. Und es ist ganz sicher nicht aus Arkadia gekommen, denn der einzige Zugang liegt in den Mauern dieses Schlosses. Ein Späher behauptet sogar, es wäre aus dem Niemandsland gekommen. Von der dunklen Seite her. Ein Wesen des Lichts! Es sei sogar dort wieder verschwunden. Rätsel über Rätsel.

"Herold! Herold, rufe meine Paladine zusammen, wir werden ausreiten. Wir werden dieses Einhorn suchen und mit ihm Kontakt aufnehmen."

"Mylord, glaubt Ihr, das ist eine gute Idee?"

"Natürlich, Herold, wir werden höflich sein. Wir wollen ihm nur unsere Ehre erweisen."

"Sire, ein Einhorn ..."

"Rufe meine Paladine, und sorge dafür, das meine Falken bereit sind. Spute dich!"

"Ja, Mylord."

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Martin Spernau
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