Kapitel 8


2004-7-6

Prinz Druhn reitet durch das Reich der Nacht. Seine Sehnsüchte haben ihn ruhelos gemacht. Er reitet allein. Allein über die endlosen Ebenen aus Schnee und Eis. Allein durch die finsteren, lautlosen Wälder. Er reitet bis hart an die Grenzen der Nacht. Reitet, wohin sich nur die tapfersten Späher des Heeres wagen. Reitet in Länder, wo die Herrschaft des Winters nicht mehr absolut ist. Wo nicht alles von Schnee und Eis bedeckt ist. Wo der warme Wind, von der Grenze her, von Osten, die Erde stellenweise freilegen kann. Dies hier sind die Länder, in denen die großen Schlachten geschlagen wurden. Die Schlachten, die über die Verteilung von Tag und Nacht entschieden haben. Über Sommer und Winter, Leben und Tod. Vor ihm nur noch das Niemandsland, das Reich des Zwielichts, die neutrale Zone. Sein schwarzer Hengst weigert sich, auch nur einen Huf in die verbotene Zone zu setzten, sich dem Licht der Dämmerung zu nähern. Druhn steigt ab, geht zu Fuß weiter, dem Licht entgegen. Sein treues Reittier macht einige nervöse Schritte hinter ihm her, kehrt dann mit einem Wiehern der Verzweiflung um. Wie von Hunden gehetzt, galoppiert der Hengst zurück zum Palast, wieder auf kältere Gefilde zu.

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Martin Spernau
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